Pom Fritz und der Weihnachtsmann
Opa, erzähle uns bitte eine
Geschichte, eine Geschichte über Weihnachten
und den Weihnachtsmann, bitte, bitte, ja? - Kaum hatten die Großeltern
von Marius und Melanie das Haus Ihrer Kinder betreten, bestürmten die beiden
Enkelkinder Ihren Großvater mit dieser Bitte. Es war der Heilige Abend und wie
in jedem Jahr kamen die Großeltern am frühen Nachmittag um ihren beiden Enkeln
die Wartezeit bis zur Bescherung zu verkürzen.
Es hatte geschneit, auf den Dächern der Häuser und den Ästen der Bäume türmten
sich dicke weiche Schneetauben. Die Sonne schien und brachte die Schnee- und
Eiskristalle zum Glitzern. Weiße Weihnachten!
„Ist das aber eine Begrüßung,
Hallo ihr Beiden!“ Opa strauchelt ein bisschen und tat so, als ob er sich bei
diesem Ansturm nicht auf den Beinen halten könne. Besonders Marius machte das
immer großen Spaß. Er zeigte mit seinen acht Jahren doch zu gern wie stark er
schon war.
„Moment, Moment, nicht so stürmisch! Ihr schmeißt mich ja um! Lasst mich erst
mal meinen Mantel ausziehen! So, und jetzt hätte ich gerne von jedem Kind ein dickes Küsschen!
Melanie, komm zu Opa auf den Arm! Wie schwer mein kleines Mädchen geworden
ist! Und dein Kleid? Ist das etwa neu?
Du siehst darin wie eine kleine Prinzessin aus. Marius, las dich anschauen,
bist du etwa schon wieder ein Stück gewachsen. Oma, sieh dir doch diesen Jungen
an, wenn der so weiter wächst, passt er bald nicht mehr durch die Tür.“
„Opa, ein Märchen!“ Melanie
ergreift Opa´s Hand und zieht ihn in Richtung Wohnzimmer. Marius stemmt seine
Hände in Opa´s Rücken und drückt mit ganzer Kraft
„Halt, halt, erst möchte ich
euren Eltern guten Tag sagen, und außerdem, so durchgefroren wie ich bin fällt
mir bestimmt kein Märchen ein!“
„Opa komm, wir haben schon alles
vorbereitet. Setz dich in den Ohrensessel, das Feuer im Kamin brennt und wärmt dich auf. Mutti hat ein Glas
mit deinem Lieblingswein auf den Tisch gestellt, an deine Zigarre haben wir
auch gedacht! Was ist Opa? Fällt dir nun ein Märchen ein?“
„Mmmm, ja, alles wunderbar, mir fehlt nur etwas zum Kraulen!“ „Ich hole
schnell Fritzchen! Papa hat ihn in die
Küche gesperrt! Du weist doch, er freut sich immer so, wenn ihr kommt und
springt wie verrückt laut bellend herum. Hör nur, was für ein Theater er wieder
macht“
„ist ja gut Fritzchen, beruhige dich, Marius kommt schon.“
„Na endlich, wird auch langsam
Zeit. Ich belle und belle, heule wie ein Wolf, kratze wie verrückt an der Tür,
doch niemand kommt um mich rauszulassen. Oma und Opa sind doch gekommen, ich
habe es genau gehört. Oma hat immer einen Kauknochen für mich und bei Opa darf
ich auf dem Schoß sitzen und werde gekrault.“
„Hallo, wer kommt denn da? Ist
das nicht das Fritzchen? Marius, wie heißt noch seine Rasse? Den Namen kann ich
mir einfach nicht merken. Petit
Bässet usw. usw.“ „ Opa, Fritzchen ist ein reinrassiger Petit Basset Griffon Vendéen. Er ist adelig,
sein richtiger Name lautet Pom Fritz vom Esculap!
„Egal ob Bässet oder Basseee, komm mach Hoppchen du niedlicher Köter und lege
dich auf Opa´s Schoß!“
„Juhu mein Opa, mein Opa! Ich komme schon!“ Schwupp auf seinen Schoß und ein
dickes Küsschen in sein Gesicht gedrückt.
„He, Fritzchen, las das, du kleiner Wildfang! Leck mich nicht ab! Das mag ich
nicht so gerne! Ist ja gut, nun beruhige dich doch, ich freue mich ja auch dich
zu sehen! Platz jetzt, sonst kippt noch das Weinglas um!“
Wieso? Das mag ich nicht so gerne! Vorhin in der Küche habe ich genau gehört
wie Opa Marius und Melanie um ein Küsschen gebeten hat. Warum will er kein
Küsschen von mir? Ach, egal, ich bin so glücklich, dass ich auf Opa´s Schoß
liegen darf.
Marius nimmt ein Kissen vom Sofa
und setzt sich damit zu Opa´s Füßen.
Also, „Es war einmal“, so fangen alle Märchen an, doch diesmal beginne ich
anders. Was ich heute erzähle ist kein altes Märchen, es handelt sich um eine
Geschichte, die sich an diesem Weihnachtsfest zuträgt. Wie ihr ja wisst, kommt
der Weihnachtsmann jedes Jahr mit einem, mit Geschenken vollbeladenen
Schlitten, der von neun weißen Hirschen gezogen wird, auf die Erde um alle
braven Kinder zu beschenken. Es sind acht weibliche und ein männlicher
Hirsch, und sie müssen weiß sein, denn
nur weiße Hirsche können über den Himmel laufen. Und dies auch nur in der
Weihnachtszeit.
Nun war es schon immer schwierig weiße Hirsche zu finden, man kann sie nicht
züchten. Der Weihnachtsmann hatte schon oftmals große Schwierigkeiten sein
Hirschgespann zu vervollständigen. Denn, eins müsst ihr wissen, auch wenn beide
Hirscheltern weiß sind, wird meist ein braunes Kälbchen geboren. Und die, ich
sagte es ja schon, können nicht über den Himmel laufen. Bisher hat Adalbert der
Leithirsch auch immer für genügend Nachwuchs gesorgt. In diesem Jahr, ich weiß
es aus sicherer Quelle ist aber auch nun wirklich alles schief gelaufen. Alle
acht Hirschkühe brachten im letzten Frühjahr Kälber zur Welt, die Kälber waren
alle weiblich und nur eins hatte eine weiße Fellfarbe. Der Weihnachtsmann war
in großer Aufregung, er brauchte einen neuen Leithirsch, denn Adalbert hatte
längst das Rentenalter erreicht und noch ein Weihnachtsfest die Geschenke
ausliefern, ob er das überstehen würde, der Weihnachtsmann hatte arge Bedenken.
Ja, und nun, ich mag es euch gar nicht erzählen, ist vor einer Woche Adalbert
gestorben. Der Weihnachtsmann ist fassungslos. Die ganze Welt hat er bereist um
Ersatz für Adalbert zu finden. Noch vorhin habe ich mit ihm telefoniert, er
sagte, es ist hoffnungslos, nirgendwo gibt es einen weißen Hirsch. Marius und
Melanie starrten mit offenem Mund Ihren Opa an. Opa, das hieße ja, dieses Jahr
kann der Weihnachtsmann nicht kommen? Ja, Melanie, wenn nicht ein Wunder
geschieht und der Weihnachtsmann nicht doch noch einen weißen Hirsch bekommt,
kann er kommen, und was noch schlimmer ist, es wird keine Geschenke geben.
Können die Hirschkühe nicht den Schlitten alleine ziehen?"“ Fragt Marius,
das kann doch nicht so schwer sein. Auch darüber habe ich mit dem
Weihnachtsmann gesprochen, keine Chance, ohne ihren Leithirsch sind die Damen
völlig orientierungslos. Sie würden sich verlaufen.“ Mist, Marius, obwohl mit
acht Jahren fast erwachsen, stehen die Tränen in den Augen. Dann gibt es also
dieses Weihnachten keine Geschenke, bloß weil der Weihnachtsmann keinen
Leithirsch hat. Das finde ich blöd.
Fritzchen hatte halb schlafend
dem Märchen zugehört. Nun wurde er hellwach. Was hatte er gehört, der
Weihnachtsmann würde dieses Jahr nicht kommen weil, Adalbert der weiße
Leithirsch verstorben war, das konnte nicht wahr sein, hieße das, nicht nur die
Kinder bekämen keine Geschenke, auch er müsste auf seine Weihnachtsgaben
verzichten? Keinen getrockneten Pansen, keine Ochsenziemer, bei diesem Gedanken
lief ihm das Wasser im Maul zusammen. Eine neue Leine könnte er auch gut
gebrauchen, seine alte hatte er durchgebissen, als Frauchen ihn vor der
Schlachterei angebunden hatte und warten ließ.
Ich muss was unternehmen, die, eingeschlossen der Weihnachtsmann sind alle zu
blöd. Ein weißer Hirsch muss irgendwo zu finden sein. Opa, las mich runter, ich
muss mal aus der Hose. Das Frauchen, las mich raus Jaulen, verbunden mit ein
paar Kratzern an Vordertür wirkt immer Wunder. Die können beide vor dem
Fernseher fest eingeschlafen sein, wenn ich an der Tür kratze, springen sie
gleich auf, brüllen „Fritzchen hör auf damit, du verkratzt die teure Tür.“
Geklappt, ich bin draußen, wir
wollen doch immer schön bei der Wahrheit bleiben, also hoch das Bein und drei
lange Stratzer an die ach so schöne Blautanne, da darf ich sonst nicht ran.
Angeblich bekommt sie davon braune Nadeln.
Ja, und jetzt, wo beginne ich mit der Suche? Herrchen hatte letzt etwas
amtliches zu erledigen. Sehr wichtig, sehr wichtig, da gehe ich am besten
gleich zu unserem Bürgermeister. Sagte er zum Frauchen. Ich durfte mit.
Der Bürgermeister ist ein sehr netter Mann, zu Herrchen hat gemeint, was ist
das denn für ein niedlicher Hund, wir haben auch einen. Daraufhin griff er in
die Jackentasche und gab mir ein Frohlic. Von dem wichtigen Amtlichen habe ich
nichts mitbekommen, einfach verpennt. Aber Herrchen wirkte hinterher sehr
erleichtert, als Hund riecht man so was. Zuerst also zum Bürgermeister. Tirili
Tirila, schiep schiep schiep, Fritz wo willst du hin? Hallo Bertil, wo steckst du denn. Fritz sucht
die Zweige der Trauerweide nach seinem kleinen Freund dem Rotkehlchen ab. Hier sitze ich, über dir.
Dieses Jahr bekommen wir alle keine Geschenke, weil der Weihnachtsmann keinen
weißen. Fritzchen erzählte Bertil die vermaledeite Geschichte. Das ist wirklich
eine schlimme Sache, las mich überlegen wie ich dir helfen kann. Bertil zog ein
Bein unter die Federn und plusterte sich auf. So, zum Bürgermeister willst du
also, das kannst du vergessen, der ist nur für amtliche Dinge zuständig, und
bloß weil er dir einen Frolic gegeben hat, weiß er noch lange nicht wo, du
einen weißen Hirsch findest.
Ich würde hinaus aufs freie Feld laufen und Max den Esel suchen, Max ist uralt,
er hat schon so vieles erlebt, vielleicht kann er dir helfen.
Also, mit dem Bürgermeister, dass war wohl nichts. Auf zu Max. Hoffentlich
steht er noch auf seiner Weide, und der Bauer hat ihn nicht in den Stall
geholt. Fritz lief los, kaum berührten seine Pfoten den eisigen Schnee, ehe er
sich versah stand er vor Max.
„Iaaa, Iaaa, Iaaa, Fritz wo willst du hin?“ Fragte der Esel. „Hallo Max, ich
muss für den Weihnachtsmann einen weißen Leithirsch finden, sonst gib´s dieses
Jahr keine Geschenke.“ Fritzchen erzählte in Kürze seine Geschichte. „Max, hast
du eine Ahnung, wo ich einen weißen Hirsch finden kann?“
Max legte die großen Ohren zurück und überlegte. „Iaaa, Iaaa, wenn ich dir nur
helfen könnte, du hast Recht, es muss ein weißer Hirsch gefunden werden. Die
armen enttäuschten Kinder, ich mag gar nicht an die vielen Tränen, die heute
noch geweint werden, denken. Der heilige Abend soll doch ein Fest der Freude
sein, schließlich wurde an diesem Tag unser Heiland geboren, habe ich dir
eigentlich schon erzählt, dass einer meiner Vorfahren damals dabei war.“ „Ja,
Max, hast du schon, und die Geschichte ist auch wunderschön, aber ich bin auf
der Suche nach einem weißen Hirsch. Nun sag schon, was fällt dir ein."“
„Vielleicht könnte dir Rudolf der Fuchs weiterhelfen. Dieser Rotrock ist fast
so alt wie ich und kein Jäger hat ihn je erlegen können. Gehe hier den Weg
weiter geradeaus. Bei der kleinen Schonung warte ein Weilchen um diese Zeit
müsste er bei seinem Rundgang dort vorbei kommen.“
Fritz lief los, schon war er bei der Schonung. Von weitem sah er den Fuchs
kommen.
Käff, Käff, Käff, Fritz wo willst du hin?“ Fragte der Fuchs. „Hallo Rudolf,
wieder erzählte Fritz seine Geschichte und bat Rudolf um seine Hilfe. „Rudolf,
auch wenn ich dich im letzten Sommer oft gejagt habe, hast du eine Ahnung, wo
ich für den Weihnachtsmann einen weißen Hirsch finden kann?“ Rudolf setzte sich
auf sein Hinterteil sträubte die flauschigen Haare seines
buschigen Schwanzes und drapierte ihn formvollendet um seine Vorderpfoten, dann
stierte er sinnierend vor sich in den Schnee. Rudolf liebte theatralische
Auftritte. „Ja, also, weißt du.
(Kunstpause) mmm, ja, vielleicht, es bestände da eine Möglichkeit!“
„Rudolf, was soll der Quatsch, hör auf mit deinem Ja, also und so. Meine Zeit
wird knapp, bald ist die Bescherung, die Kinder warten. Wer kann mir helfen?“ Rudolf wickelt sich genervt
aus seinem Schwanz. „Schon gut, schon gut. Ich würde es mal bei Zack, dem
Deutsch Drahthaar von Förster Reinhardt
versuchen, das ist ein ganz schön gerissenes Kerlchen, bei so mancher Hatz saß
er mir schon recht eng auf den Hacken. Trotzdem, erwischt hat er mich nie.“ „
Wo wohnt Zack, hast du gesagt?“ „ Fritz, ich werde dich ein Stück deines Weges
begleiten. Das Försterhaus liegt schon ziemlich versteckt, ich möchte nicht,
dass du dich verläufst.“ Beide liefen los. Die Wege und Straßen flogen nur so
unter ihren Pfoten dahin
„So, Fritzchen, bis hierher und
nicht weiter. Wenn ich näher an Haus komme, könnte Zack mich wittern und heute
steht mir der Sinn nicht nach Abendteuer. Geh´ nur immer geradeaus, Zack findet
dich.“
„Wau, wau, bell, bell, knurr, Fritz wo willst du hin?“ Fragte Zack. „ Bist du
es Zack? Man hast du eine laute Stimme,
ich habe mich vielleicht erschreckt. Ich bin schon ganz verzweifelt, langsam
glaube ich selbst nicht mehr daran, dass ich einen weißen Leithirsch finde.“
Wieder erzählte Fritz seine Geschichte. „ Zack, du bist meine letzte Hoffnung,
wenn du mir nicht helfen kannst, dann gebe ich auf. Ich bin doch nur ein
kleiner Hund, der ziemlich müde und durchgefroren ist, obwohl, das gebe ich
gerne zu, es mich doch sehr ärgern würde, wenn ich dem Weihnachtsmann nicht
helfen könnte.“
„He, du langohriger Kumpel, las
den Kopf nicht hängen, ich denke ich kann dir helfen. Gestern nachmittag haben
mein Herrchen und ich einen langen Spaziergang bis ans Ende aller Wege in den
ganz dunklen Wald gemacht. Mein Herrchen meinte, Zack hierher darfst du nie
alleine laufen, hier leben die weißen Hirsche, und auch ich sehe, um sie nicht
zu stören, nur einmal im Jahr nach dem
Rechten.“
„Du, Fritzchen, was soll ich dir sagen, mit lautem Getöse brachen sie plötzlich
durch das Unterholz. Ein Rudel Hirsche, Bestimmt zwanzig Tiere, und zwischen
ihnen fünf weiße Kühe und ein wunderschöner, stattlicher weißer Hirsch mit
einem riesigen Geweih. Der könnte doch der Richtige für den Weihnachtsmann
sein.“
„Zack, Mach keine Witze mit mir, ist das wirklich wahr, du erzählst mir keine
Märchen, es gibt den weißen Hirsch und er lebt hier in der Nähe? Komm, schnell,
las uns zu ihm laufen, wir müssen uns beeilen, sonst ist es zu spät.“
„Halt, Halt mein Guter, Eile mit Weile, Übereifer schadet nur. Komm mit mir in
meine Hütte. Ich habe gerade mein Futter bekommen, lecker, sage ich dir, nur
vom Feinsten, iss ein paar Happen und trinke einen Schluck Wasser, dann ruhst
du dich zehn Minuten aus und dann kann es von mir aus losgehen.“
Fritzchen war so aufgeregt, doch er folgte Zacks Rat. Das war auch gut so, denn
es war ein weiter Weg bis ans Ende aller Wege. Zum Schluss spürte Fritz seine
Pfoten nicht mehr. Gerade als er Zack um eine Pause bitten wollte, blieb dieser
stehen. “So Fritzchen bis hierher begleite ich dich, deinen weiteren Weg musst
du alleine finden. Wenn die Hirsche meinen Geruch wittern, gäbe es eine große
Panik. Sie würden kopflos im undurchdringlichen Wald verschwinden und du
könntest sie nie mehr einholen. Machs gut Fritz und viel Glück.“ Zack drehte
sich um und war mit einem Satz im Unterholz verschwunden.
Jetzt weiß ich was es heißt
allein zu sein. Im Moment bin ich verdammt allein. Ich blöder Köter, wäre ich
doch nur auf Opas Schoß liegen geblieben. Ich Fritzchen der Großartige will das
vollbringen was nicht einmal der Weihnachtsmann vollbracht hat. Der musste
bestimmt nicht auf seinen zwei Beinen nach dem weißen Hirsch suchen. Meine
Pfoten tun so weh, ganz wund sind sie und zerstochen, außerdem ist mir
furchtbar kalt. Ich will nach Hause, Herrchen, Frauchen hört ihr mein Heulen
den nicht. Ihr fehlt mir so, ich bin so einsam
Es knackte im Gebüsch. Fritzchen war so mit Jammern und Heulen beschäftigt,
dass er davon nichts bemerkte.
Bis ihn ein warmer Atemhauch streifte. Erschrocken öffnete er seine Augen.
Der letzte Heuler blieb ihm im Hals stecken. Mit offenem Maul saß er da und
starrte in zwei große, dunkelbraune, wunderschöne, sanfte Augen
„Hallo kleiner Freund, warum heulst du so erbärmlich, wer bist du und wo kommst
du her? Darf ich mich vorstellen: ich bin Leha und die anderen sind meine
Familie.“
„Fritz, eh, eh, Freunde nennen mich auch Fritzchen und ich heule, weil ich so
alleine und verzweifelt bin. “ Fritzchen
erzählte in kurzen Sätzen die ganze Geschichte, dabei vergaß er fast das
Luftholen so aufgeregt war er.
„Und jetzt habe ich euch gefunden. Nun wird alles wieder gut.“ Endete mit einem
tiefen Atemzug seine Rede.“
Fritzchen blickte in die Runde.
Es stimmte, Zack hatte die Wahrheit gesagt, um ihn herum standen zwanzig
Hirsche. Fünf weiße Kühe mit einem Fell
weißer als der Schnee, waren dabei. Nur wo war der weiße Hirsch. Hatte
Zack sich geirrt, war doch alles
vergeblich gewesen. Fritzchen stiegen vor Enttäuschung und die Tränen in die Augen. „Alles umsonst,“
schluchzte Fritzchen, „auch bei euch finde ich keinen weißen Hirsch.“ Leha
kicherte leise und stupste mit ihrer weichen Nase Fritzchen an. “Könntest du
dir vielleicht die Tränen aus den Augen wischen und zur Lichtung rüberschauen?“
Dort stand groß und mächtig, ein weißer Hirsch. Das schneeweiße Fell schimmerte
silbern im Mondlicht. Das riesige Geweih glitzerte als wäre es mit hunderten
von Brillianten besetzt. Kleine goldene Glöckchen klingelten leise bei jeder
Bewegung. „Hallo Fritzchen, was ist los mit dir, warum weinst du, darf ich mich
vorstellen, mein Name ist Alfons.“ Fritzchen konnte es nicht fassen, aus seinen
vor erstaunen aufgerissenen Augen kullerten immer noch dicke Tränen, doch es
waren keine Tränen der Enttäuschung, sondern Tränen der Freude.
„Alfons, Alfons“, Fritzchen stürmte mit großen Sätzen zu seinem weißen Hirsch.
„Dass ich dich gefunden habe. Ich kann es nicht glauben, alles wird wieder gut,
die Kinder müssen heute nicht weinen, weil der Weihnachtsmann doch seine
Geschenke verteilen kann“ und, Fritzchen schüttelte die Tränen aus den Augen,
„und ich bekomme meinen getrockneten Pansen und meine Ochsenziemer und
vielleicht eine neue Leine.“
Fritzchen hatte bei seinem Übereifer nicht bemerkt wie die Hirschdamen sich zu Alfons gesellten. Zuerst kicherten sie nur leise, doch dann mussten sie laut lachen. Auch Alfons schüttelte sich vor Vergnügen. Fritzchen sah so lustig aus, wie er mit fliegenden Ohren einem Hasen ähnlich durch den hohen Schnee sprang. Als er völlig außer Atem endlich vor Alfons stand prustete dieser immer noch vor Lachen. „He du, was gibt es da zu lachen, die Sache ist todernst, wir müssen schnellstens zum Weihnachtsmann, damit der sich gleich auf den Weg machen kann. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.“ „Keine Bange,“ sagte Alfons, „der Weihnachtsmann kann zu Weihnachten, wenn es wichtige Gründe gibt, die Zeit anhalten. Natürlich nicht zu lange. Also komm, Spring auf meinen Rücken, und dann geht’s los.“ Mit einem riesigen Satz landete Fritzchen auf Alfons Rücken. „Sitzt du richtig?“ Fragte Alfons „Halte dich gut fest.“ Alfons erhob sich in die Lüfte. Fritzchen hatte ein bisschen Angst und kniff die Augen zusammen. Als er sie vorsichtig wieder öffnete waren sie bereits hoch oben am Himmel und die Tannen flogen unter ihnen nur so vorüber. Fritzchen war viel zu müde um diesen wunderbaren Ausblick zu genießen. Innerhalb kürzester Zeit war er fest eingeschlafen
„Nun sieh sich doch einer mal
diesen verschlafenen Hund an. Der versäumt glatt die Bescherung. He Fritz, wach
auf, es hat draußen geklingelt, der Weihnachtsmann war da“
Fritz begreift gar nichts mehr, verwundert blickt er sich um. War er nicht eben
noch auf Alfons Rücken durch die Lüfte geflogen? Warum liegt er jetzt auf Opas
Schoß? Hatte er alles nur geträumt?
„Nun komm endlich“. Opa steht auf und setzt Fritz sanft auf den Boden. Noch
ganz benommen trottelt Fritzchen Opa hinterher ins Wohnzimmer. Dort hat sich
der Rest der Familie um den wunderschön geschmückten Tannenbaum versammelt. Ein
Kinderchor singt Stille Nacht, Heilige Nacht. Es duftet nach Lebkuchen,
Mandarinen, Äpfeln, Bienenwachskerzen und nach, hatte Fritzchen sich auch nicht
geirrt? Mit einem tiefen Atemzug schnuppert Fritzchen nochmals, nach
Ochsensenziemer, nach getrocknetem Pansen. Fritz drängelt sich zwischen Opas
Beinen nach vorne zum Tannenbaum durch. Um den Tannenbaum verteilt liegen viele
festlich verpackte Geschenke, und mitten drin steht ein neuer Hundekorb. Opa
beugt sich zu Fritz hinunter und streichelt ihn“: Na, Fritz las uns einmal
nachsehen was der Weihnachtsmann dir gebracht hat.“ „Schaut nur Kinder, ein
rotes Halsband mit passender Leine, eine große Tüte voller Ochsenziemer,
getrockneten Pansen, Hundekuchen, Kaustangen, einen Gummiring, einen Kamm eine
Bürste, Spielzeug und was ist das denn? Opa nimmt aus dem Korb einen weißen
Stoffhirsch. Das Geweih glitzert im Kerzenlicht als wäre es mit Brillianten
besetzt, kleine Glöckchen klingeln bei jeder Bewegung. Opa überlegt einen
kurzen Moment, nimmt dann Fritzchen auf den Arm, drückt ihn an sich, blinzelt
Fritz mit einem Auge zu und gibt ihm einen dicken Kuss mitten auf die immer
noch sehr kalte Nase. „Fritzchen, du braver Hund, ich bin ja so stolz auf
dich.“ Zu Melanie und Marius gewand sagt er“: Ihr zwei packt erst mal Eure Geschenke aus, später
nach dem Essen werde ich euch den Rest meiner Geschichte erzählen“.
Melanie und Marius sind ganz begeistert“: Prima, Opa“, sagt Melanie, “ich
möchte so gerne wissen ob der Weihnachtsmann den weißen Hirsch noch gefunden
hat?“ Marius schüttelt genervt den
Kopf.“ Ach, Melanie, natürlich hat der Weihnachtsmann noch einen weißen Hirsch
gefunden, sonst hätten wir doch keine Geschenke bekommen“.
Fritzchen hat sich erst einmal in seinem neuen Korb gerollt. Zu müde ist er
immer noch von seinem Abenteuer. Zufrieden schaut er in die Runde. Kurz vor dem
Einschlafen – hat er sich auch nicht geirrt – bemerkt er, wie der weiße
Stoffhirsch im lächelnd zuzwinkert.
Dieses Märchen schrieb ich
Weihnachten 2001
Ihre
Heidi Winkelmann